Die Grundpfeiler von STG – einer Gruppenkommunikationsform
Ergebnisoffenheit
STG-Runden sind ergebnisoffen; d.h. es wird nicht versucht einen vorgefertigten Plan umzusetzen, ein bestimmtes Ziel oder eine konkrete Lösung zu erreichen. Die fehlende Zielgerichtetheit, der fehlende Druck auf die Teilnehmer, in Verbindung mit den weiter unten beschriebenen Grundpfeilern, führt zu selbstregulierenden Prozessen innerhalb der Gruppe. Weil es nicht erklärtes Ziel ist, eine Lösung / ein Ziel zu erreichen, streben die Teilnehmer ganz natürlich hin zur bestmöglichen gemeinsamen Lösung / zum geeignetsten Ziel. STG beinhaltet ein paradoxes Lösungsverfahren.
Größtmögliche Urteilsfreiheit
Um Störungen jedweder Art in sozialen Zusammenhängen aufspüren und benennen zu können, braucht es eine wertfreie Wahrnehmungsebene innerhalb der Gruppe. Wer Angst hat für seine Gedanken, Gefühle, Handlungen, Wünsche oder Vorstellungen verurteilt zu werden, wird diese nicht offen zeigen. Wer es schafft weitgehend urteilsfrei anderen Menschen seine Aufmerksamkeit zu schenken, tritt in Kontakt zu diesen und kann Mitgefühl erleben. Mit STG wird eine weitgehend urteilsfreie Wahrnehmungsebene in Gruppen erzeugt und gepflegt.
Wertschätzung und Dankbarkeit
Eine der häufigsten Ursachen für unzufriedene Mitarbeiter, Partner, Schüler oder andere Mitglieder von Gruppen ist mangelnde Wertschätzung und Dankbarkeit. Manche Untersuchungen legen sogar einen Zusammenhang zwischen dem Entstehen eines Burnout-Syndroms und mangelnder Wertschätzung dar. Mit STG wird eine wertschätzende, auf Dankbarkeit beruhende Gesprächsatmosphäre kreiert, eingeübt und erfahrbar gemacht.
Offene und gewaltfreie Kommunikation
Die wohl häufigste Ursache für Unstimmigkeiten in sozialen Zusammenhängen ist mangelnde oder fehlerhafte Kommunikation. Mit STG können Kommunikationsstörungen schnell und leicht aufgedeckt und die Vorteile offener und gewaltfreier Kommunikation erlebt werden.
Aufrichtigkeit
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Aufrichtigkeit. Indianer würden das mit „aus dem Herzen sprechen“ beschreiben. Dabei geht es nicht darum, sich selbst zu erklären, sondern vielmehr darum, sich selbst zu fühlen und diese Gefühle seinen Mitmenschen spürbar zu machen. Grundvoraussetzungen dafür sind die bereits genannten Punkte offene Kommunikation, Urteilsfreiheit, Wertschätzung und Dankbarkeit. Nur so kann das nötige Vertrauen aufgebaut werden, welches wiederum die Voraussetzung für aufrichtiges Verhalten darstellt. Mit STG werden diese Zusammenhänge bewusst und fühlbar gemacht sowie vertrauensfördernde Prozesse eingeleitet.
Moderation-Mediation-Supervision-Vorbild
Wenn sich innerhalb einer Gruppe bereits Kommunikationsstörungen, verurteilendes Verhalten, mangelnde Wertschätzung und Dankbarkeit sowie angstbesetzte Unaufrichtigkeit ausgebreitet haben, braucht es einen Moderator von außen. Menschen, die Teil einer solchen Gruppe sind, können in der Regel die destruktiven Auswirkungen nicht mehr stoppen oder umkehren, da sie selbst Teil dieser Prozesse geworden sind. Ein von außen hinzu kommender Moderator ist nicht Teil dieser Entwicklung. So kann er den Menschen unvoreingenommen und unparteiisch begegnen. In einer Neuorientierungsphase der Gruppe übernimmt der Moderator vermittelnde und Rat gebende Aufgaben, die der Funktion eines Mediators oder Supervisors entsprechen. Wichtig ist, dass der Moderator sich selbst persönlich einbringt und spürbar macht. Die mutige Einhaltung der Grundpfeiler durch den Moderator ist eine Grundvoraussetzung für die Einhaltung dieser Regeln innerhalb einer Gruppe. Mit STG haben Sie die Möglichkeit einen Experten mit dieser Aufgabe zu betreuen, der 20 Jahre Erfahrung in den Prozess einer Gruppe einbringt.
Die Einfachheit von STG
Die hier beschriebenen Grundpfeiler sind so einleuchtend, einfach, uns scheinbar selbstverständlich, dass deren Mangel oftmals nicht ernst genommen wird. Vieles wäre so einfach, wenn sie tatsächlich umgesetzt werden würden. In der Realität sieht es oft anders aus. Bestimmt kennen Sie Situationen wie diese: jedes Mal, wenn Sie ihrem Vorgesetzten etwas mitteilen möchten, unterbricht Sie dieser. Oder Sie fragen einen Schüler nach einer bestimmten Sache und finden später heraus, dass seine Antwort nicht den Tatsachen entspricht. Manchmal erfahren Sie von Kollegen, dass ein anderer sich über Ihre Ansichten ausgelassen hat, ohne dass dieser jemals mit Ihnen selbst darüber gesprochen hat, und diese folglich gar nicht kennen kann.
Unser Alltag ist gespickt von solchen und ähnlichen unliebsamen Situationen. Wir sehen – was einfach ist, muss nicht leicht sein. Es ist nicht leicht die Grundpfeiler von STG tatsächlich zu verinnerlichen und konsequent umzusetzen. Dies bedarf u.a. der Fähigkeit der Selbstreflektion und des Selbstbewusstseins, viel Übung und Mut. Manchmal braucht es professionelle Unterstützung von außen. Werden die Grundpfeiler von STG wirklich umgesetzt, kommen vielfältige und tiefe innere Prozesse bei jedem Einzelnen und in der gesamten Gruppe zum Fließen. Damit wird ein immenses Potential von Gemeinschaften und deren Individuen frei. Mit STG kann eine auf den benannten Grundpfeilern beruhende Kommunikations-Kultur in Gruppen etabliert werden.
„Jeder Mensch ist liebenswert, wenn er wirklich zu Worte kommt.“ Hermann Hesse
STG – Ursprung und Erweiterung
Der Ursprung von STG ist eine ritualisierte Kreiskommunikationsform für Gruppen, das Redestab-Ritual, welches auf überliefertem und erprobtem Wissen indigener Völker Nordamerikas beruht. Ursprünglich wurde diese Methode genutzt, um sich zu versammeln (engl. „to gather“), zu beraten und gemeinschaftliche Entscheidungen zu treffen. STG ist eine weiterentwickelte Form der überlieferten Methode. Bei STG werden Gruppen – Coaching – und Therapie – Methoden, teambildende Verfahren und erlebnispädagogische Elemente in den gruppendynamischen Prozess integriert.